Die Digitalisierung schreitet voran, und dennoch gibt es weiterhin große Potenziale in vielen Unternehmen, Digitalisierung auszubauen und die Vorteile einer digitalisierten Welt für das eigene Geschäft zu nutzen. Digitalisierung heißt nicht nur interne Prozesse wie z.B. der Verwaltung, Logistik und Produktion zu optimieren oder externe Prozesse zu Kunden und Lieferanten leistungsstärker aufzustellen. Digitalisierung bedeutet insbesondere auch, zukünftige eigene digitale Märkte mit neuen Produkten und Anwendungen und innovativen Geschäftsoptionen zu gestalten und das eigene Unternehmen auf ganz neue Wachstumsziele auszurichten.
Aber: eigene Produkte sinnvoll und profitabel zu digitalisieren stellt die Unternehmen vor die Herausforderung, nicht nur Geschäftsmodelle strategisch zu entwickeln und kundenzentrierte Anwendungsfälle zu identifizieren, sondern auch ganz elementar Produkte mit immer mehr Sensorik, Elektronik und Software auszustatten. Das erfordert neue Technologie- und Entwicklungskompetenzen, die nicht immer verfügbar sind und mit hohem Qualifizierungsaufwand erschlossen werden müssen.
Zu diesen Hürden kommt eine weitere, die häufig zwar nicht neu ist, aber sehr oft vernachlässigt wird: der Aufbau und die Weiterentwicklung der Plattformstrategien und ‑konzepte als Ergebnis eines leistungsfähigen Plattformmanagements, denn Elektronik, Sensorik und Software müssen für die breiten technologischen Anforderungen aller Produktgruppen in den einzelnen Anwendungssegmenten erfüllen und dennoch möglichst standardisiert sein. Sonst erzeugt die Digitalisierung durch überbordende Produktkomplexität aufgrund fehlender Elektronik- und Software-Standards unprofitables Chaos, die den Mehrwert erfolgreicher Digitalisierung zunichtemacht.
Wem es gelingt, die Marktleistung durch intelligente Produktbaukästen und kundenmehrwert-orientierten Verkauf in den einzelnen Marksegmenten zu erhöhen und gleichzeitig den Aufwand für Produktentwicklung und Herstellung durch Standards und Plattformen zu reduzieren, schafft einen wertvollen Wettbewerbsvorteil in der Digitalisierung. Es gelingt dann, Komplexität, dort wo sie wertschöpfend ist, in den Griff zu bekommen und schädliche Komplexität zu reduzieren.
In einem aktuellen Projekt unterstützt Atero Consult ein Unternehmen bei dem Aufbau eines zukunftsfähigen Plattformmanagements in drei Aufgabenfeldern: Konzept, Prozess und Organisation.
Im Mittelpunkt der Entwicklung des Plattformkonzeptes steht der Aufbau des Elektronikbaukastens im Spannungsfeld zwischen zukünftiger und marktfähiger Kundenanwendung, machbarer technologischer Lösung und Standardisierungsgrad ohne Beeinträchtigung der geforderten Kundenanforderungen aus dem Use Case. Der Aufbau eigener technologischer Lösungen und der Zukauf z.B. auch von KI-Technologielösungen muss dabei auch im Einklang mit der Innovations- und Technologiestrategie des Unternehmens stehen. Der Entwicklungsprozess der Plattform als Teil der Technologie-Vorentwicklung muss verzahnt sein mit Serienproduktentwicklungen neuer Produktreihen, für die der Baukasten zwingend zum Einsatz kommt. Organisatorische Fragestellungen befassen sich mit den neuen Verantwortlichkeiten für Plattformkonzepte zwischen Markt und Technologie. Letztendlich sind auch Agile Prozesse und Organisationlösungen gefragt, damit tragfähige Plattformen und Baukastenkonzepte nicht in den Interessenskonflikten der Hierarchie stecken bleiben.