IAA 2019: Erfolg hat nur, wer den Drei­sprung Elek­tri­fi­zie­rung, Digi­ta­li­sie­rung und Neue Mobi­li­tät schafft.

Passgenaue Geschäftsmodelle, innovative Technologielösungen und die richtigen Partnerschaften pflastern den steinigen Weg in eine erfolgreiche Zukunft der Automobilindustrie.

Ers­tens: die Elek­tri­fi­zie­rung der Mobi­li­tät geht mit immer schnel­le­rem Tem­po vor­an und auch deut­sche Auto­mo­bil­her­stel­ler haben in der Zwi­schen­zeit deut­lich an Geschwin­dig­keit zuge­legt. Es wird in 5 bis 10 Jah­ren kaum noch einen Grund geben, ein Auto mit Ver­bren­nungs­mo­tor zu kau­fen. Gas, Bio­kraft­stof­fe und Hybrid­an­trie­be sind Zwi­schen­lö­sun­gen auf dem Weg zum bat­te­rie­elek­tri­schen Antrieb. Die Alter­na­ti­ve der Brenn­stoff­zel­le wird par­al­lel in Japan ent­wi­ckelt, was sich durch­setzt, wird die Zeit zei­gen. Bei­de Lösun­gen könn­ten mög­li­cher­wei­se auch neben­ein­an­der Bestand haben. Der Trend zeich­net sich ab:  Laut VDA erreich­ten die kumu­lier­ten Neu­zu­las­sun­gen am 30. Juni 246.900 Elek­tro-Pkw, davon sind bereits 54% bat­te­rie­elek­tri­sche Fahrzeuge.

Dass wir in Kür­ze kei­ne Ver­bren­nungs­mo­to­ren für unse­re Mobi­li­tät mehr nut­zen wer­den, wird unum­stöß­lich getrie­ben durch den spür­bar wer­den­den Kli­ma­wan­del und die dadurch aus­ge­lös­te CO2-Dsi­kus­si­on, den Preis­ver­fall und die höhe­re Ener­gie­dich­te bei den Bat­te­rien sowie den poli­ti­schen Para­dig­men­wech­sel in Chi­na, der zweit­größ­ten Volks­wirt­schaft der Welt, der dazu führt, dass die Welt­macht mas­siv in die Elek­tri­fi­zie­rung des Ver­kehrs investiert.

Wer die­se drei Trends in der Ent­wick­lung sei­nes stra­te­gi­schen Zukunfts­bil­des für das eige­ne Unter­neh­men nicht grund­le­gend berück­sich­tigt, hat im deut­schen Auto­mo­bil­markt kaum eine Chan­ce auf eine erfolg­rei­che Zukunft.

Es geht aber auch zwei­tens um die Digi­ta­li­sie­rung der Mobi­li­tät von Mor­gen, die durch ver­schie­de­ne Ent­wick­lun­gen geprägt ist: zum einen die zuneh­men­de Ver­net­zung von Fahr­zeu­gen unter­ein­an­der, die Ver­net­zung von Fahr­zeu­gen mit ande­ren Devices und Dienst­leis­tungs-Platt­for­men und die Ver­net­zung mit der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur. Außer­dem schrei­tet die Auto­ma­ti­sie­rung von Fahr­funk­tio­nen bis hin zu selbst­fah­ren­den Autos ste­tig voran.

Und so sind das auto­no­me Fah­ren und die Ver­net­zung im Inter­net der Din­ge die nächs­ten Her­aus­for­de­run­gen, auf die deut­sche Auto­mo­bil­her­stel­ler und Zulie­fe­rer auf der IAA Ant­wor­ten geben wol­len, und das par­al­lel zu einem ohne­hin schon schwie­ri­gen Para­dig­men­wech­sel in der Tech­no­lo­gie­ent­wick­lung und in der Her­stel­lung von bis­her ver­bren­nungs­mo­to­risch betrie­be­nen hin zu elek­trisch betrie­be­nen Fahrzeugen.

Wenn es um die Digi­ta­li­sie­rung der Mobi­li­tät geht, tre­ten ver­mehrt neue Geschäfts­mo­del­le und Her­stel­ler­na­men auf, die dis­rup­ti­ves Poten­zi­al bie­ten: Apple arbei­tet an einem Elek­tro­au­to, das sich selbst fah­ren kann. Goo­gles „Self-Dri­ving Car“ ist bereits auf den Stra­ßen Kali­for­ni­ens zu Test­zwe­cken unter­wegs. Wir erle­ben hier einen Umbruch getrie­ben von inno­va­ti­ver digi­ta­ler Tech­no­lo­gie. Die rich­ti­gen Tech­no­lo­gie­lö­sun­gen für die mobi­len Märk­te und die Schlacht um die zukünf­tig rele­van­ten Geschäfts­mo­del­le las­sen sich wohl nur mit den rich­ti­gen Part­ner­schaf­ten für Cloud-Anwen­dun­gen oder für stand­ort-bezo­ge­ne Diens­te gewin­nen. Denn es wird den Her­stel­lern kaum gelin­gen, ihre digi­ta­le Unab­hän­gig­keit zu bewah­ren und selbst zu Tech-Unter­neh­men zu werden.

Die Digi­ta­li­sie­rung löst drit­tens den Trend zur Neu­en Mobi­li­tät aus und das aus­ge­lös­te ver­än­der­te Mobi­li­täts­ver­hal­ten der Nut­zer wird immer deut­li­cher. Die Mehr­zahl der Nut­zer wird kein eige­nes Auto mehr haben, son­dern Shared Vehic­les nut­zen, die sich auto­nom per­ma­nent so posi­tio­nie­ren, dass sie auch von einer begrenz­ten Anzahl von Shared Mobi­li­ty Nut­zern mit einem Aus­las­tungs­pro­fil von bis zu 100% genutzt wer­den kön­nen. Künst­li­che Intel­li­genz, die es mög­lich macht, dass beson­ders vie­le Fahr­zeu­ge dort ver­füg­bar sind, wo sie aktu­ell am ehes­ten benö­tigt wer­den. Die­se Fahr­zeu­ge sind dann nicht nur kein Ver­bren­ner mehr, son­dern auch nut­zen­ori­en­tier­te Fahr­zeu­ge mit einem ent­spre­chen­den sich mög­li­cher­wei­se fle­xi­bel an die jeweils aktu­el­le Nut­zer­an­for­de­rung anpas­sen­den Funk­ti­ons­pro­fil. Über 400 PS-star­ke bat­te­rie­elek­tri­sche Fahr­zeu­ge, die ein­zel­ne Nut­zer besit­zen und allein fah­ren, obwohl 5 Per­so­nen dar­in Platz fin­den, gehö­ren dann der Ver­gan­gen­heit an. Die Elek­tri­fi­zie­rung der Mobi­li­tät von ges­tern ist sicher­lich nicht der rich­ti­ge Weg in die Zukunft. Das zu erken­nen und sich dar­auf ein­zu­stel­len ist der Schlüs­sel für den Erfolg.

Die poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen wer­den geschaf­fen: Die Natio­na­le Platt­form „Zukunft der Mobi­li­tät“ (NPM) wur­de 2018 durch die Bun­des­re­gie­rung ins Leben geru­fen mit einem wesent­li­chen Kern­ziel des Aus­baus einer leis­tungs­fä­hi­gen, digi­ta­len Infrastruktur.

Die Auto­mo­bil­in­dus­trie ist am Zug. Sehen wir uns auf der IAA an, wie weit sie gekom­men ist und ob der Drei­sprung Elek­tri­fi­zie­rung, Digi­ta­li­sie­rung und Neue Mobi­li­tät von den Her­stel­lern und Zulie­fe­rern erfolg­reich genom­men wer­den kann.